Antrag: Sachstandsbericht Virtuelle Shopping-Plattform (B2C)
Der Rat hat auf Antrag der Fraktionen von CDU, Bündnis 90 / Die Grünen und FDP in seiner Sitzung am 20. August 2015 einstimmig die Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit HAGENagentur, Einzelhandelsverband, City-Werbegemeinschaft und SIHK eine virtuelle Shopping-Plattform nach Wuppertaler Vorbild zu prüfen. Die Plattform soll in Zusammenarbeit mit Hagens Händlern, begleitet von einem Kundenforum, entstehen.
Die HAGENagentur hat das Thema gemeinsam mit der SIHK, Einzelhändlern und Fachreferenten im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Heimat shoppen“ diskutiert. Leider trugen die eingeladenen Referenten gerade nicht zielorientiert zur Fokussierung der Debatte in Richtung Shopping-Plattform bei. Sie rieten stattdessen den Einzelhändlern dazu, die Erfahrungen anderer Städte abzuwarten und zunächst individuelle Strategien zu entwickeln. Nach diesem Vorlauf ist auch verständlich, dass die Einzelhändler einem Portal erst einmal skeptisch gegenüber standen.
Mittels Antrag ließen sich die Urheber für die Sitzung des Rates am 16.02.2016 einen Sachstandsbericht erstellen.
Im Sachstandsbericht der HAGENagentur vom 16.02.2016 heißt es:
1) Einige wenige inhabergeführte Geschäfte hätten Interesse, sich an einer Plattform zu beteiligen, mit der man auch seine angebotenen Waren verkaufen kann. In diesen Geschäften gibt es auch das Personal, um eine Seite dieser Art regelmäßig zu betreuen.
2) In einigen anderen inhabergeführten Geschäften fehlt die Personalstruktur, um eine kontinuierliche Betreuung zu gewährleisten, diese wären aber an einer gemeinsamen Darstellung der Händler in Hagen interessiert.
3) In den größeren Geschäften, deren Zentrale nicht in Hagen sitzt, wird es eher schwierig sein so ein Projekt umzusetzen da i.d.R. bereits "Online-Shops" bestehen und diese strengen Unternehmensrichtlinien (Design) unterliegen.
Deshalb wird gemeinsam versucht, ein Modell zu entwickeln, an dem sich möglichst viele Einzelhändler beteiligen können und das die unterschiedlichen Interessenlagen berücksichtigt. Bei der Modellentwicklung wird auch das Projekt "Zukunftslabor Einzelhandel 2020" behilflich sein, welches federführend von der SIHK in Kooperation mit der HAGENagentur und weiteren Partnern durchgeführt wird. In dessen Rahmen wird diese Thematik mit bearbeitet. Es muss aber eine grundsätzliche Bereitschaft von mindestens 10-15 Händlern vorliegen um ein solches System auch betreiben zu können. Sobald das Grundmodell entwickelt wurde, wird diese Bereitschaft erneut abgefragt.
Darüber hinaus steht dieses Thema als Tagesordnungspunkt auch in der nächsten Hauptversammlung der City Gemeinschaft Hagen.
Dem Vernehmen nach hat es auch im Aufsichtsrat der HAGENagentur seither keine weiteren Fortschrittsberichte mehr gegeben. Deshalb entsteht der Wunsch nach einem neuen Sachstandsbericht.
Die Antragsteller bleiben bislang bei ihrer ursprünglichen Einschätzung:
Eine virtuelle lokale Einkaufsplattform wäre – je nach Modell – eine wertvolle Ergänzung zum Verkauf im stationären Ladengeschäft.
Andere Kommunen wie Siegen, das eine vergleichbare oberzentrale Funktion in seinem Umfeld wahrnimmt, hat mit „Lokaso“ im September 2016 ein Webkaufhaus eingerichtet, das zusätzlich über den Social-Media-Kanal Facebook bespielt wird.
Wer heute einen spezifischen/ausgefallenen Artikel oder eine Artikelgruppe in Hagen über Google sucht, bekommt nicht selten gar kein Hagener Geschäft angezeigt, das diesen Artikel/Artikelgruppe führt. Das liegt meist nicht etwa daran, dass der Artikel in Hagen nicht vorrätig oder bestellbar wäre. Doch das wissen Internetsucher in der Regel nicht. Haben sie nicht bereits eine bestehende Kundenbindung zu einem Fachgeschäft, folgen sie den Hinweisen der Suchmaschinen und wählen ggf. einen Verkäufer im Internet in Stuttgart, Montabaur oder Seattle bei Amazon. Erst einmal an diesen Einkaufskanal gewöhnt, wird dieser schnell zur Selbstverständlichkeit.
Schon dieses Problem ließe sich eigentlich leicht lösen. Oft liegt es nur daran, dass viele Geschäfte keinen Online-Produktkatalog oder entsprechende Metadaten pflegen. So bleiben sie bei einer Produktsuche für Suchmaschinen manchmal unsichtbar. Hier würden schon niederschwellige Händlerarchiv-Plattformen helfen. Sie könnte helfen, solche Metadaten zentral zu pflegen und die Händler dadurch erheblich zu entlasten.
In Verbindung mit einem Warenwirtschaftssystem und einem stadtweiten Lieferdienst ließen sich weitere Vorteile realisieren und Kunden binden. In der Untersuchung zu lokalen Shoppingplattformen aus dem Jahr 2016 des Einzelhandelslabors Südwestfalen werden darüber noch weitere Plattformtypen vorgestellt und deren jeweilige Nutzen dargestellt.
Aus Sicht der Antragsteller braucht es dringend eine baldige lokale Antwort auf Amazon & Co. Die Antragsteller hoffen, dass auch die HAGENagentur, SIHK und Fachgeschäfte diesen Bedarf noch rechtzeitig erkennen. Denn bekommen die Internet-Riesen die Handelslogistik und den Handel erst einmal weitgehend unter ihre Kontrolle, würde das Herstellern, Fachgeschäften und Kunden am Ende gleichermaßen schaden. Die Eröffnung des ersten kassenlosen Amazon-Supermarkts in Seattle am 22. Januar 20178 zeigt, wie breit sich beispielsweise das Unternehmen Amazon aufstellt. Alleine in Deutschland betreibt Amazon bereits elf Logistik-Zentren, darunter das DTM2 in Dortmund.
Sicherlich lassen sich Marktmechanismen langfristig nicht aufhalten. Allerdings sind die Antragsteller davon überzeugt, dass es immer einen Teil der Käuferschaft geben wird, der auf eine gute Beratungsleistung durch Fachhändler Wert legt und dafür auch etwas mehr bezahlt. Das aber setzt voraus, dass sie diese Fachhändler im Zusammenhang mit ihren Recherchen auch finden lassen. Die berühmten Gelben Seiten sind wahrscheinlich längst nicht mehr das primäre Suchinstrument.
Zentrale Aufgabe einer wie auch gearteten Plattform muss es also sein, dass jeder, der sich im Internet über Produkte informiert, leicht erkennen kann, wo er seine Wünsche in Hagen erfüllen kann. Ob er die Produkte auch online bei seinem Händler bestellen kann, können nur die Fachhändler selbst entscheiden. Ob es einen nachgeschalteten Lieferdienst oder eine Citylogistik oder eine Einbeziehung des Taxigewerbes geben soll, sind strategische Erwägungen, die die Unternehmen zu treffen hätten.
Hagen hat einen ausgezeichneten Ruf als Einkaufsstadt und Einzelhandelsstandort. Diesen müssen alle Akteure auch im Internet festigen. Der Cyberspace mag ein virtueller Raum sein. Aber auch dort gilt: Wer nicht präsent ist, kann nichts verkaufen!
Dabei wollen wir keinen Unterschied zwischen Hohenlimburg, Boele oder der Innenstadt machen. Ein gut aufgestelltes Portal bietet dem Nutzer auf Wunsch an, Geschäfte in seiner Nähe zu bevorzugen. Sehen Geschäfte ihre Stadtteillage als Verkaufsvorteil, können sie das auch problemlos bewerben.
Seit dem Antrag sind inzwischen zweieinhalb Jahre vergangen. In zahlreichen Kommunen sind inzwischen verschiedene neue Plattformen entstanden. Die Antragsteller erwarten deshalb in der schriftlichen Antwort einen Hinweis darauf, welche strategische Perspektive die HAGENagentur mittlerweile gemeinsam mit SIHK und Händlern entwickelt hat und welches die nächsten Schritte auf diesem Weg sind.
Bildquelle: Andreas Bohnenstengel, CC 3.0 Wikimedia Commons
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